Deutschen Gesellschaft für Limnologie e.V. Annual Meeting 2004 - Potsdam, September 20th-24th, 2004.

Oral presentation : Bewertung anthropogener Beeinträchtigungen von Seeufern anhand des Makrozoobenthos. Brauns M, Garcia XF, Pusch M, Walz N.

Abstract

Bei der Bewertung des ökologischen Zustandes von Seen wurde der Zustand der Ufer bislang kaum berücksichtigt. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie führt die strukturelle Qualität des Seeufers als obligatorisch zu berücksichtigende Qualitätskomponente auf. Die Uferstruktur vieler Seen ist aufgrund des vielfältigen und hohen Nutzungsdruckes bereits stark degradiert, und eine weitere Zunahme ist zu erwarten. Der Nutzungsdruck äußert sich an Seeufern in Form von strukturellen Modifikationen - wie Verbau - sowie in mechanische Störungen z.B. durch den Wellenschlag von Booten oder Badebetrieb. Ziel der vorgestellten Untersuchungen war es, die Auswirkungen dieser Veränderungen auf das Makrozoobenthos zu beschreiben und vergleichend zu bewerten. Dazu wurden acht Seen > 50 ha in Brandenburg ausgewählt, die eine hohe Zahl an strukturellen und mechanischen Beeinträchtigungen aufwiesen. Die Probestellen an jedem See wurden entsprechend den Beeinträchtigungsformen angeordnet, sowie jeweils zugeordnete Referenzstellen festgelegt. Das Makrozoobenthos wurde quantitativ und mesohabitat-spezifisch bis in eine Tiefe von 1,5 m erfasst. Erste Ergebnisse zeigen erwartungsgemäß eine deutlich positive Beziehung zwischen der Biodiversität und der Mesohabitat-Diversität (ausgedrückt als Zahl der verfügbaren natürlichen Mesohabitate). Der Uferverbau führt je nach Intensität in erster Linie zur Modifizierung der aquatisch-terrestrischen Übergangszone. Dabei ersetzen künstliche Mesohabitate wie Beton oder Metall komplexe Mesohabitate wie Wurzeln, die stenotop an dieses Mesohabitat gebundenen Taxa fallen aus und werden durch eurytope Taxa, meist Neozoa, ersetzt. Diese Beeinträchtigung ist allerdings weniger schwerwiegend, wenn sich die der Beeinträchtigung vorgelagerten Mesohabitate in einem natürlichen bzw. naturnahen Zustand befinden. Eine erhöhte anthropogene Wellenschlagsbelastung führt zur Reduzierung der Biodiversität, hauptsächlich durch den Wechsel von limnophilen zu für Stillgewässern untypischen rheophilen Taxa. Intensiv genutzte Badestrände sind in ihrer Auswirkung am schwersten zu beurteilen, da zusätzlich zur degradierten Morphologie ein konstanter Nutzungsdruck besteht, was sich in einer stark verarmten Makrozoobenthoszönose widerspiegelt.

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